Bevor man anfängt sich mit Blenden, Verschlußzeiten, Weißabgleich oder Makrofotografie zu beschäftigen, sollte man sich unbedingt darüber Gedanken machen, was man da eigentlich fotografieren und bestimmen will, denn da fangen die Probleme schon an:
1. Der Zahn erhält die Farben, es ist ja nie nur eine, durch seine Mineralien, die eine unterschiedliche Opazität und/oder Transluszenz besitzen.
Wenn der Zahnarzt das Foto-Objekt seiner Begierde nun schön fürs Foto ausleuchtet, von „mit Licht zeichnen“ will ich gar nicht anfangen, dann scheinen opake Stellen stets opaker und transluzente stets ein bißchen weniger durchscheinend. Starkes Licht verändert die Zahnfarbe, super; also beste Voraussetzungen für eine mißlungene Farbbestimmung.
2. Also nicht ausleuchten? Dann nimmt der informierte Zahnarzt eben einen Makroblitz bzw. Ringblitz. Dies ist auch nicht viel besser, das Blitzlicht wird von der glatten und oder feuchten Oberfläche stark reflektiert, und das Ganze ist auch noch abhängig von dem Winkel mit der Zahn fotografiert wird. Jetzt braucht man das Bild auch noch mit zwei bis drei verschiedenen Lichttemperaturen (Tages-, Neon- und Kunstlicht), bei exakt denselben Bedingungen, da ist der Fehler doch vorprogrammiert.
Zusammenfassung:
Der Unterschied zwischen Bestimmung einer Wandfarbe und der Farbe des Zahnes liegt an dem Aufbau. Die Wandfarbe ist komplett opak und deshalb einfach durch digitale Fotografie bestimmbar. Die Farbe des Zahnes hingegen wird durch verschieden geschichtete Mineralien diktiert und erscheint deshalb bei unterschiedlichen Lichttemperaturen jedesmal anders und nur wenn dies für jede Beleuchtung übereinstimmt ist der Zahnersatz wirklich unsichtbar!
Was tun?
Extra Zahnarzt-Systeme natürlich zum Zahnarzt-Preis finden sich in vielen Variationen; die perfekte Lösung bietet von x-rite das Shadevision-System. Für den Preis bekommt man allerdings auch eine digitale Vollformat Kamera und einen Rucksack voll erstklassischer Objektive. Die Alternative ist eine gute Spiegelreflexkamera ein Makroobjektiv zwischen 80mm und 105mm Brennweite (Ich benutze letzteres, da der Abstand zum Patienten damit größer ist!) und einen guten Blitz möglichst mit Bouncer um keine einzelnen Reflektionen, wie zum Beispiel mit einem Ringblitz auf der Zahnoberfläche zu bekommen. Es sollte darauf geachtet werden, daß sich stets ein Zahnfarbenes Blättchen (z.B. Vita A2) zur Bestimmung der Referenzfarbe mit im Bild befindet, damit der Zahntechniker seinen Monitor richtig kalibrieren kann. Siehe auch die entsprechende Fragestellung im Fotografie – Blog. Wichtig: Kontrollieren Sie ihre Aufnahme am Monitor, der kleine LCD-Screen ist nicht ausreichend, um zu entscheiden ob der Aufbau des Zahnes erkennbar dargestellt wird. Wenn Sie all dies beachten können Sie bei der digitalen Farbbestimmung wirklich gute Ergebnisse erzielen.
Empfehlung:
Finger weg von sogenannten Zahnarzt-Systemen (meist ist daran nur der Preis „Zahnarzt“!), lieber gut informiert eine eigene Ausrüstung zusammenstellen und das gesparte Geld in eine anständige Fortbildung in digitaler Fotografie investiert. :-)
[…] von Zahnersatz/ Zahnerhaltenden Maßnahmen geht. Dr. Michael Cvachovec hat sich des Themas auf seinem Blog angenommen. Ich finde die Ausführungen höchst interessant, z.b. zur Farbe eines Zahns. Der Unterschied […]
Den Monitor anhand eines „zahnfarbenen Blättchens“ kalibrieren? Also aus meiner Erfahrung sind derartige Bemühungen schlichtweg unmöglich. Da sollte man, wenn denn schon anhand einer Fotografie die Zahnfarbe bestimmt werden soll, besser auf ein elektronisches Kalibriersystem zurück gegriffen werden.
Leider werden weitere farbbeeinflussende Faktoren ausser Acht gelassen. So sind fast alle Fotochips nicht dafür ausgelegt eine korrekte Farbe wioeder zu geben sondern genau wie in der analogen Fotografie, werden je nach Hersteller bestimmte Farbbereiche verstärkt um ein, für den Konsumenten, angenehmeres Farbgefühl des Bildes zu verursachen.
Die Digitalfotografie ist imho sehr gut geeignet um bestimmte Charakteristika des Zahnes wieder zu geben um diese Effekte z.B. in eine Verblendung umzusetzen. Die richtige Zahnfarbe muss unter völlig anderen Bedingungen bestimmt werden. Darunter fällt auch die elektronische Farbbestimmung mittels Farbmessgerät wie z.B. den ShadePilot von Degudent. Vorteil des Systems, im Labor kann die verblendete Krone im Mundsimulator kontroll gemessen werden um eine optimale Übereinstimmung mit den Nachbarzähnen zu erreichen.
Nicht gelöst werden dadurch allerdings die Erfahrungswerte des Zahntechnikers der entscheiden muss wie er diese Farbe, die Tiefenwirkung und das anzuwendende Schichtschema erreichen kann bzw. die Ergebnisse der Farbmessung in die Verblendung umzusetzen hat.
Finde Ihre Seite übrigens sehr interesant. Schade, dass ich sie erst heute entdeckt habe.
MfG
Olaf Schäfer
Hallo Herr Schäfer,
vielen Dank für ihre Einschätzung, den Shade-Pilot werde ich mir einmal genauer ansehen.
Informative Web-Seite haben Sie da!
Viele Grüße
Michael Cvachovec
Das mit dem indirekten Blitz leuchtet mir ein. Ich werde das mal probieren. Weil/wenn die Decke in den Behandlungszimmer eine unterschiedliche Farbe hat muß man aber bei jeder Farbbestimmung am besten erst einen manuellen Weißabgleich mit der Kamera durchführen.
Den Monitor kalibiere ich mit einem Hardware-Kalibiergerät. Ich habe das Spider3Elite.
Mit der Druckerkalibrierung habe ich mich heute ein paar Stunden vergeblich herumgeschlagen – trotz teueren Kalibiergerät von Datacolor.
Werde es mal mit einem kommerziellen FotoDruckService versuchen, wie es Kennrockwell empfiehlt (http://www.kenrockwell.com/tech/printers.htm)
Das Problem mit dem Monitor ist, dass die Techniker nicht unbedingt so ein Kalibriergerät haben und einsetzen. Deshalb wären mir lieber farbrichtige Bilder.
Wolfgang Bengel empfiehlt in seinem Buch Digitale Zahnärztliche Fotographie ein neutralgraues Plätchen mit Vaseline neben den Zahn zu kleben. Er mißt dann mit Photoshop den Grauwert und dann die Werte des Zahnes.
Hallo Christoph Becker,
Die Methode von Wolfgang Bengel finde ich interressant. Könntest Du kurz erläutern, was Du unter einem „neutralgrauen“ Plättchen verstehst?
Wie kommst Du dann z.B. im Photoshop auf die entsprechenden zahnärztlichen Farbwerte?
Viele Grüße
Michael