9 Uhr Behandlung oder 12 Uhr Behandlung, Rückenschmerzen ja oder nein ?
Die zahnärztliche Ergonomie ist das Stiefkind, welches nach Jahren der Vernachlässigung auf seine Anerkennung drängt – spätestens aber bei der Frage :
„ Wer lebt wohl länger, mein Kreuz oder mein Kredit “ ?
Ich spreche aus Erfahrung.
Ich wurde an 9 Uhr Geräten ausgebildet. Wenn ich den Zahn gut sah , saß ich schlecht. Wenn ich gut saß, sah ich den Zahn nicht mehr. Was tun?
Ich habe meine Assistenten -und Weiterbildungszeit , von Orthopäden und Physiotherapeuten begleitet, abgeschlossen und stand bei der Kreditaufnahme vor obiger Frage. 7 Jahre nach meiner Niederlassung in Wiesbaden stieß auf Dr. D. Beach. Seitdem ist für mich 12 oder 9 keine Frage mehr!
95% meiner Kursteilnehmer haben orthopädische Probleme, behandeln seit 5 bis 20 Jahren, sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und wollen oder müssen noch bis 65 arbeiten. Sie alle haben an zahnärztlichen Einheiten gelernt, die die 9 Uhr Behandlung begünstigen. Warum 9 Uhr ? Trial and error, Empirie!
Diese Art zu behandeln wurde vor Jahrhunderten auf dem Jahrmarkt entwickelt. Im Laufe der Zeit kam Bewegung in die Zahnarzt – Patientenbeziehung. Der Zahnarzt setzte sich, wohl weil er zu schnell müde wurde. Der Patientenkopf folgte zögerlich. Erst war er aufrecht, dann war er halbliegend, mal nach rechts geneigt oder gerade. Es gibt sehr viele Spielarten dieser Zusammenarbeit, bis heute. Jeder hat seinen eigenen Stil. Die Verwirrung wird durch zahnärztliche Einheiten unterstützt. So z.B.,
dass der Patient nicht mit dem Kopf an einer Stelle gelagert wird , sondern mit dem „Hintern“ immer in die gleiche Sitzmulde. Der Zahnarzt muss sich mit Hilfe vieler elektronisch betriebener , teurer Bewegungsmöglichkeiten den Größen und Wünschen seiner Patienten anpassen. Einfacher wäre es doch wohl, den Kopf immer an der selben Stelle zu haben. Die Einstellbewegungen könnte man sich sparen.
9 oder 12?
Zahnarzt, Helferin und Patient gehen „an ihre Plätze“, ohne etwas zu verstellen.
Der Patientenkopf ist immer an der selben Stelle, auch zum Licht.
Alle Bedienteile werden mit dem Fußanlasser bedient. Keine Handkontamination.
Alle Arbeitsgeräte werden mit den einfachsten Bewegungen aufgenommen.
Patientenlagerung und Griffwege sind Ideal für Arbeiten mit dem Op – Mikroskop.
Die Absaugtechnik erlaubt den Verzicht auf das Mundspülbecken.
Die Grifftechnik erlaubt leichten Gerätezugang zum Mund und gute Abstützung.
Die direkte Sichttechnik erlaubt einfachere Geräteführung. 60% direkt.
Die Spiegeltechnik erlaubt rückenschonendes Behandeln. 40% indirekt.
Zu lernen, eine Krone an 27 mit Hilfe des Mundspiegels ohne Verrenkungen zu beschleifen ist mindestens genau so wichtig für die Gesundheit, wie eine 1 Stunde Sport nach Feierabend.
Den Zahn 27 für eine Krone in direkter Sicht bei ausgewogener, ermüdungsarmer Haltung vorzubereiten entspricht der Quadratur des Kreises.
[…] Den Fachartikel zur 12 Uhr Behandlung hat Dr. Neddermeyer, Wiesbaden hier im Blog […]
Zu Erläuterung:
Dr. Wolf Neddermeyer hat viele Jahre in Wiesbaden als Zahnarzt praktiziert und sich nun der zahnärztlichen Ergonomie verschrieben. Ob als Fortbildungsreferent oder Ergonomieberater im persönlichen Gespräch stellt man schnell fest, wie groß das Feld ermüdungsarmer Haltung ist, dass es nicht nur mit Zahnmedizin zu tun hat und mit welchem Eifer und Erfolg Dr. Neddermeyer seinen „Feldzug“ gegen Haltungsschäden führt. Mich hat am meisten überrascht, auf wie vielen anderen Gebieten (z.B. beim Computerarbeitsplatz) Dr. Neddermeyer eigene Ideen umsetzt, vielleicht schreibt er ja mal darüber. ;-)